1982 Ferrari 512 BBi
- Südtiroler Auslieferung
- Originale 27.806 Kilometer
- Außergewöhnlicher Erhaltungszustand
- Von Horst Pichler senior komplett überholt
- Seltene Innenausstattung mit Stoff von Ermenegildo Zenga
- Definitiv eine der besten Berlinetta Boxer am Markt
- Matching Numbers
Schätzwert
EUR 250.000 – 350.000
ohne Limit / no reserve
Chassis
ZFFJA098B000041355
Motor
F110A*00155*
Auktion
Auktion
CLASSIC EXPO Salzburg
Messezentrum Salzburg
Am Messezentrum 1
5020 Salzburg
Datum
19. Oktober 2024
Besichtigung
18. und 19. Oktober 2024
Enzo Ferrari machte lange keinen Hehl aus einer Abneigung gegenüber dem Konzept des Mittelmotors. Erst als die Konkurrenz von der Insel den frontgetriebenen Ferrari in der Formel 1 begann um die Ohren zu fahren, erkannte auch der Commendatore, dass die Zukunft nicht vorne, sondern in der Mittel lag. Der erste Mittelmotor-Ferrari kam 1960 zu spät, um noch die Weltmeisterschaft zu retten, doch schon 1961 holte man die mit Phil Hill zurück nach Maranello.
Die Entwicklung machte auch vor dem Langstreckensport nicht halt und wieder hatte Ferrari das richtige Sportgerät am Start. Von 1963 bis 1965 gewannen dreimal in Folge Mittelmotor-Rennwagen aus Maranello des 24-Stunden-Rennen von Le Mans, ehe ihnen zuerst die Ford GT40 und anschließend die Porsche 917 den Rang abliefen.
Bei den Straßenmodellen war Ferrari weniger progressiv und ließ sich nur mit den kleinen Dino 206 bzw. 246 GT auf das neue Antriebskonzept ein. Lamborghini lancierte hingegen mit dem Miura eine Kampfansage Richtung Ferrari, die den 275 GTBs und sogar noch deren Nachfolger, dem Daytona, weit voraus war. In der Zwischenzeit entwickelte auch Maserati mit dem Bora und dem Merak zwei Mittelmotor-Modelle und so wanderte notgedrungen auch beim Nachfolger des Daytona der Motor zurück hinter den Fahrer.
Dieser Nachfolger hörte auf den Namen 365 GT/4 BB, kurz für Berlinetta Boxer. Sein Design stammte von Pininfarina-Zeichner Leonardo Fiovaranti und wurde erstmals in Form einer Studie 1971 gezeigt. Der 4.390 ccm große Zwölfzylinder war tatsächlich gar kein Boxermotor, sondern ein V12 mit 180° Öffnungswinkel, den man vom Aggregat der Formel 1-Wagen abgeleitet hatte. Die 380 PS und beschleunigten den 365 GT/4 BB laut Werksangaben in 5,4 Sekunden auf 100 km/h und Schluss war erst bei 300. Nach 387 ab 1973 gebauten Exemplaren kam 1976 ein neuer Fünf-Liter-Motor im nun 512 BB getauften Nachfolger.
Der hatte zwei Rücklichter und zwei Auspuffrohre weniger – jeweils vier anstelle von sechs – mit 360 PS etwas weniger Leistung, dafür mehr Drehmoment und damit eine bessere Leistungsentfaltung. Das Fahrverhalten verbesserten auch größere Räder an der Hinterachse. Bis 1981 entstanden vom 512 BB 929 Exemplare. Ihm folgte der 512 BBi, bei dem anstelle von Vergasern eine Bosch K-Jetronic für die Versorgung mit Treibstoff sorgte. Die Leistung des BBi war mit 340 PS bei 6.000 Umdrehungen pro Minuten angegeben. Im Gegensatz zur Vergaserversion entfaltete er die nicht nur besser, sondern er war auch wesentlich einfacher im Umgang, neigte nicht ständig zum Absaufen, sondern funktionierte unaufgeregt zuverlässig.
Eine Klimaanlage, elektrische Fensterheber und ein Radio waren serienmäßig an Bord, wer wollte, konnte sich anstatt mit Leder den Himmel, die Sitze und die Türverkleidungen mit feinstem Stoff von Ermenegildo Zenga beziehen lassen, eine exklusive und rare Option, die, so sagt man, nur 27-mal bestellt wurde. Am Äußeren konnte man auf Wunsch den Unterteil der Karosserie in kontrastierendem Schwarz bestellen, serienmäßig wurden die Wagen einfärbig ausgeliefert. Nach 1.007 gebauten BBi folgte ihm vor genau 40 Jahren der Testarossa nach, mit dem Ferrari auch in den 1980er Jahren angekommen war und der genau den Nerv der Zeit traf.
Dieser Ferrari 512 BBi, Chassis 41355, wurde am 5. März 1982 fertiggestellt und neu über die Bozener Ferrari-Vertretung AUTOEXP SA von Romano Artioli ausgeliefert. Ab 2007 war er mit Beat Rauber bei keinem Unbekannten in Ferrari-Kreisen, sondern einem passionierten Schweizer Sammler. Für den aktuellen österreichischen Besitzer ist es seine dritte Berlinetta Boxer und davon sein erster BBi. Weil der Vergleich sicher macht, schwört er seither auf die Modelle mit Einspritzmotor und würde nicht schon ein neues Spielzeug anklopfen, dann würde er sich nie und nimmer von dieser Berlinetta Boxer trennen. Bei näherer Betrachtung versteht man auch sofort, warum. Der Ferrari ist schlichtweg in außergewöhnlichem Originalzustand erhalten, bei dem die originalen 27.806 Kilometer scheinbar keinerlei Spuren hinterlassen haben. Der feine, wie seltene Stoff von Ermenegildo Zenga ist makellos, auf beiden Schwellerverkleidungen klebt noch die originale Schutzfolie und am Armaturenbrett sitzen noch das originale Pioneer-Radio rechts und der dazugehörigen Equalizer links vom Lenkrad. Genauso wie innen ist diese Berlinetta Boxer auch außen eine absolute Ausnahmeerscheinung. Mechanisch ist sie nach einer € 20.000-Euro-Rundum-Behandlung durch Horst Pichler senior ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Wer so einen Sportwagen sucht, muss hier zugreifen, denn eine bessere Berlinetta Boxer wird am Markt nicht schnell zu finden sein. Und auch die, die nicht suchen, dürfen gerne zugreifen, denn dieser Ferrari wird sie vollends überzeugen.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Ferrari-Historiker Marcel Massini für das Teilen seinen schier unendlichen Wissens!
Wolfgang Humer, 0650 7262524